Realisierungswettbewerb
Neubau Einkaufs- und Versorgungszentrum Leipziger Straße in Erfurt
Auszug aus dem Erläuterungsbericht:
Städtebau / Erschließung
Mit dem neuen Einkaufs- und Versorgungszentrum der Johannesvorstadt wird eine neue städtebauliche Struktur auf der Gewerbebrache und ein einladender Auftakt des neuen Stadtquartiers entwickelt. Der Gebäudekomplex besteht aus zwei Markthallen, die durch einen Riegel miteinander verbunden werden, einen „Steg“, der über die Dächer der beiden Hallen gleitet. Er reagiert auf örtliche städtebauliche Hochpunkte, die sich über die satteldachgedeckte Wohnbebauung der Umgebung erheben und betont die zentrale Funktion, die das Einkaufs- und Versorgungszentrum innerhalb des neuen Gesamtareals einnimmt.
Die Architektur der Markthallen spielt mit dem genius loci und greift das Bild des historischen Schlachthofgebäudes auf. Die Hallen haben rechteckige, funktional und konstruktiv optimierte Grundrisse. Die westliche Markthalle schließt die Raumkante der Greifswalder Straße und klärt damit die städtebauliche Situation der Haupterschließungsstraße des zu entwickelnden Gesamtareals. Die östliche Markthalle reagiert auf die gründerzeitliche Bestandsbebauung an der Leipziger Straße.
Beide Hallen liegen direkt an der Fußgängerpassage, die das Wettbewerbsgebiet von Süden nach Norden durchzieht. Auftakt der Passage ist der einladende „Empfangsplatz“ an der Leipziger Straße, der in unmittelbarer Nähe der Bus- / Straßenbahnhaltestelle logisch angeboten wird. Die Passage mündet in den Fußweg des zukünftigen Schulgeländes und vernetzt das Entwicklungsgebiet und die Umgebung, sodass die Einkaufs- und Dienstleistungsangebote von Konsumenten aus dem gesamten Stadtteil bequem erreicht werden können. Die Gestaltung der Freiflächen ermöglicht die barrierefreie Erschließung des Gebietes. Zur Förderung des Fahrradverkehrs werden Fahrradstellplätze am Empfangsplatz und am nördlichen Ende der Passage angelegt. Die PKW-Erschließung des Gebiets erfolgt über die neue Planstraße im Norden. Hier werden folgerichtig die notwendigen Stellplätze platziert – direkt an der Passage und der Vollsortiment-Halle und ohne Blickbezug zur Leipziger Straße. Die Andienung der Markthallen wird über die Fahrflächen der Stellplatzanlage realisiert. Die Belieferung der Einzelhandelsgeschäfte in der westlichen Halle erfolgt über die Ladeneingänge. Der Vollversorger in der östlichen Halle wird über eine separate Stichstraße mit Anlieferzone beliefert, sodass die auf der Passage flanierenden Fußgänger nicht gefährdet werden.
Gebäudeform / Fassadengestaltung / Adressbildung
Die Form der Markthallen wurde von der Architektur des historischen Schlachthofgebäudes abgeleitet. Das Motiv der gemauerten Halle mit flach geneigtem Satteldach ist ein typisches Erscheinungsbild gründerzeitlicher Gewerbebauten und ordnet sich gut in das Stadtquartier ein. Die gestaltprägenden Stahlbetonrahmen ermöglichen die gewünschten großen Spannweiten. Das Hallenmotiv wird additiv eingesetzt, sodass das in der Aufgabenstellung begründete große Bauvolumen gut gegliedert wird und in angenehmem Maßstab erscheint. Die großflächig verglasten Giebelseiten der Markthallen gewähren dem Ankommenden schon von Weitem werbewirksam Einblicke in die Verkaufsräume. An den Traufseiten, an die die Fußgänger auf der Passage und entlang der Greifswalder Straße direkt herantreten können, werden Rundbögen gereiht, die als Schaufenster bzw. an der Passage auch als Ladeneingänge dienen. Die Wiederholung des Rundbogenmotivs macht den funktionalen Zusammenhang der Einzelhandelseinheiten erkennbar. Vor- und Rücksprünge der Markthallen fassen den Empfangsplatz und leiten die von der Leipziger Straße kommenden Fußgänger zur Passage weiter. Der Platz wird durch die Gestaltung mit Terrassen, Sitzmöglichkeiten und einem Wasserspiel zu einem Freiraum mit Aufenthaltsqualität und Adresswirkung. Der über die Hallen gleitende Querriegel unterteilt die Passage in überschaubare Abschnitte. Er markiert und überdacht den Haupteingang zum Obergeschoss.
Gebäudefunktionalität
Die Markthallen haben großzügige, stützenarme Grundrisse, die je nach Bedarf in unterschiedlich große Nutzungseinheiten unterteilt und auch an zukünftige Bedarfsänderungen angepasst werden können. Hohe Rundbogenfenster sorgen - auch bei möglichem zweigeschossigen Ausbau - für ausreichend natürliches Licht und dienen ebenfalls als werbewirksame Schaufenster und Eingänge zu den Nutzungseinheiten. Die großen, verglasten Giebelseiten stehen ebenso als Werbeflächen zur Verfügung.
Die Konstruktion und Grundrissaufteilung des Querriegels im Obergeschoss zielt ebenfalls auf größtmögliche Flexibilität und Umnutzbarkeit ab. Es wird ein Working-Living-Space mit anmietbaren Nutzungseinheiten vorgeschlagen. Fest definiert ist – neben den notwendigen Fluchttreppenhäusern, Kunden-WCs und Technikflächen – ausschließlich der zentrale Empfang mit Lounge, Cafe / Bar und einer Dachterrasse, die den Ausblick auf den Trubel der Einkaufspassage ermöglicht. Der Empfangsbereich kann von der Einkaufspassage aus über eine freie Wendeltreppe erschlossen werden – eine attraktive Adresse für die geplante „Co-Working-Area“. Vom zentralen Empfang aus erreicht man die in den Querriegel integrierten Nutzungseinheiten.
1.Preis